Mira Shuti – vom Traum zum Beruf: Modedesign

Mira Shuti – vom Traum zum Beruf: Modedesign

Stefanie trifft die Jungdesignerin Mira Shuti

Vor einigen Jahren bin ich durch Zufall zum Nähen gekommen – ich bekam eine Nähmaschine zum Geburtstag geschenkt. Alles, was ich bisher mit einer Nähmaschine in Verbindung gebracht hatte, waren die übriggebliebenen Kekse, die meine Mama während meiner Schulzeit manchmal von ihrem Mittwochs-Nähkurs mit nach Hause brachte. Um ein bisschen mehr Nähluft zu schnuppern, besuchte ich mit einer Freundin gespannt und ohne jegliche Erfahrung einen Patchworkkurs. Das Ziel war, in zwei Tagen eine Kissenhülle fertig zu stellen. Danach packte mich der Ehrgeiz – mit wenig Ahnung aber jeder Menge Neugier für den DIY-Bereich besuchte ich jeden mir bekannten Stoffladen und stöberte im Internet nach Anleitungen und Ideen.

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Miss Universe 2013 – Gabriela Isler; Foto: Fadil Berisha; Styling: MI~RA

Inzwischen nutze ich fast jede freie Minute zum Nähen – wenn nicht zusätzlich die lästige Arbeit noch wäre. 😉 Doch wie würde meine Woche dann aussehen? Wie wäre es, wenn ich mein Hobby direkt von Anfang an gelernt oder studiert hätte? Hierfür habe ich einer erfolgreichen Absolventin der AMD (Akademie für Mode und Design) über die Schulter geschaut und mich in ihren Alltag entführen lassen.

Mira Shuti hat nach ihrem Studium bereits Outfits und Kostüme für die Fernsehshow „DanceDanceDance“ kreiert und startet nun ab Januar 2017 mit einer eigenen Modekollektion in New York. Die angehende Jungdesignerin, die nie ohne einen Skizzenblock für Entwürfe und Ideen aus dem Haus geht, hat mich schnell mit ihrer Begeisterung und ihrer Leidenschaft für Mode angesteckt.

Als Modedesigner hat man kein „9 to 5”-Job – es ist mehr ein 24/7, den man ohne Leidenschaft und voller Überzeugung nicht schaffen würde.

Das Talent für ihre spätere Berufswahl wurde bei Mira Shuti bereits früh in der siebten Klasse von ihrer Kunstlehrerin entdeckt. Nach der Fachhochschulreife und einer Ausbildung zur staatlich geprüften bekleidungstechnischen Assistentin folgte das Modedesign-Studium an der AMD. Hier werden die Studenten in kleinen Gruppen unterrichtet, da jeder Student seine ganz eigene Handschrift entwickeln soll. Ihr Lieblingsfach war Modedesign und Geschichte, in dem die einzelnen Modeepochen erkundet wurden, und gute Inspirationsquellen für die Schnitte der nächsten Kollektion sein konnten. Im dazugehörigen Praxissemester können sich die Studenten in verschiedenen Bereichen der Modebranche weiterbilden und wichtige Kontakte knüpfen.

Die talentierte Schneiderin bezeichnet sich selbst als ehrliche und zielstrebige Träumerin. Sie zieht ihre Inspirationen am liebsten aus dem Alltag oder aus einem kulturellen Background und empfiehlt überall die Augen offen zu halten und auch auf Kleinigkeiten zu achten.

Selbst kleine Details, zum Beispiel die Ornamente auf dem Porzellangeschirr, können die Inspiration für einen neuen Schnitt, neuen Stoffprint oder auch für eine ganze Kollektion sein.

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Design by MI~RA

Ideen für eine neue Kollektion werden den Designern zunächst von Trendscouts präsentiert. Allerdings gehören auch immer ein gutes Gespür und eine gewisse Intuition dazu, erzählt Mira Schuti. Daher ist sie morgens immer im Internet unterwegs, um up to date zu bleiben. Hier sucht sie zum Beispiel nach neuen Trends oder stöbert in Modeblogs. In ihren eigenen Kollektionen kann sie dann auf bekannte Themen eingehen oder auch provozieren und zum Nachdenken anregen.

Zu Beginn hätte Mira Shuti sich nie träumen lassen, dass sie schon während des Studiums mit einem Partner den Schritt in die Selbständigkeit wagen würde. Ursprünglich wollte sie nach ihrem Abschluss zunächst Berufserfahrung sammeln, aber es kam doch alles ganz anders. Bereits im Jahr 2010 begannen die beiden kreativen Köpfe die Idee für eine eigene Modemarke zu entwickeln und so wurde die Marke MI-RA gegründet. Auch wenn sich die eigene Kollektion gerade noch im Aufbau befindet, haben die beiden schon viel erreicht. Bereits zwei Mal haben es ihre Kostüme zu Miss Universe geschafft und vor zwei Jahren durften Mira Shuti und ihr Partner die Miss Universe aus Miami für das letzte Cover Shoot stylen. Die Kostüme für die Fernsehproduktion „DanceDanceDance“ folgten letztes Jahr.

Es ist manchmal eine Kleinigkeit, die einem auffällt von dem dann ein ganzer Fluss an Ideen und Designs entstehen kann.

Von der angehenden Jungdesignerin, die unter anderem zwei Kleider für Miss Kosovo im Jahr 2014 designte, dürfen wir noch viel erwarten. Gerade baut Mira Shuti in New York ihre Selbständigkeit auf. Den Starfotografen Fadil Berisha, bei dem sie nun in ein eigenes Atelier für ihre Modekollektion hat, lernte sie im Praxissemester der AMD kennen. Hier arbeitet sie derzeit parallel zur Gründung der Selbständigkeit in Deutschland. Ihr Partner und sie suchen nämlich die passenden Geschäftsräume, da der Hauptsitz und somit auch die Leitung der Marke in Deutschland bleiben und zunächst nur der Verkauf in New York stattfinden soll. Der nächste große Schritt ist die Produktion einer größeren Kollektion mit verschiedenen Größen und auch der Verkauf in Deutschland, wenn weitere Investoren gefunden werden, die den beiden sowohl mit Geld, als auch mit Wissen und Netzwerken zur Seite stehen können. Während des Interviews verrät uns die bodenständig gebliebene Designerin, die am liebsten mit Seide arbeitet und klassische Schnittmuster bevorzugt, noch ihren ganz persönlichen Nähtipp: „Immer die Spulenkapsel checken, ob dort auch reichlich Garn vorhanden ist. Mir ist es oft passiert, dass beim Nähen der Unterfaden ausgegangen ist und ich zwar weitergenäht habe, aber es zum Schluss alles umsonst gewesen ist.“

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Miss Universe Kosovo – Mirjeta Shala 2015; „Lady in Red” design by MI~RA

Den Entstehungsprozess einer eigenen Kollektion beschreibt Mira Shuti als aufwändigen Prozess, der viel Hingabe und Zeit erfordert. Zu Beginn gibt es immer eine Idee, die zum Beispiel aus dem Alltag entstehen kann oder auch von Messen oder anderen Künstlern inspiriert wird. Diese Ideen für Designs, Farben und Stoffe werden dann in einem Kollektionskonzept gesammelt. Danach werden die ersten Schnitte zu dem festgelegten Thema entworfen, und die passenden Stoffe gesucht. Nun folgt die Detailarbeit, beispielsweise die Position von Knöpfen oder Krägen. Parallel folgt die Konstruktion des Schnittmusters entweder per Hand oder am Computer, welches dann auf den Stoff übertragen und zugeschnitten wird. Das Musterstück findet dann Vollendung an der Schneiderpuppe, wo Korrekturen vorgenommen werden können. Zum Abschluss findet ein Shooting statt, so dass die erstellten Stücke live an einem Model dokumentiert werden, um die Passform oder das Fallen des Stoffes genau sehen zu können.

Bei der eigenen Marke MI~RA handelt es sich um eine Wort-­Bild-Marke. Zwischen den zwei Silben MI und RA ist das Symbol der Marke, ein Wolf, abgebildet. Das Logo stehe stellvertretend für die Gründer der Marke und ebenfalls für Kraft, Zukunft, Unzähmbarkeit, Zusammenhalt und Aufstieg, so Mira. Ihren Look beschreibt Mira Shuti selbst als feminin-dramatisch und skizziert für die zukünftige Kollektion eine große Auswahl an Kleidern für alle modebewussten und erfolgreichen Frauen: „Die Range an Styles ist bei MI~RA geradezu unerschöpflich: Red Carpet Event, Prom Night oder Cocktail Einladung. MI~RA ist die perfekte Wahl für jede Frau, die ihre weibliche Silhouette stilsicher und glamourös in Perfektion betonen möchte.“

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Logo-Black by MI~RA
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Designer und Stylist der Mode-Marke „MI~RA”
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Miss Universe 2013 – Gabriela Isler; Foto: Fadil Berisha; Styling: MI~RA
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Kollektion „ORIGINE” – EXIT-AMD Duesseldorf; Foto; HV Photography; Design: MI~RA
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Design by MI~RA
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Miss Universe Kosovo – Mirjeta Shala 2015; „National Costume” design by MI~RA
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Miss Universe Kosovo – Mirjeta Shala 2015; „Lady in Red” design by MI~RA
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Kollektion „ORIGINE”; Foto; HV Photography; Design: MI~RA
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1 Kommentar
  1. Sehr guter Artikel über Mira Shuti. Möchte man Modedesigner werden, gehört neben Talent vor allem auch viel Biss auf dem Modemarkt dazu.

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