Seit mehr als 500 Jahren leben in Europa Roma und Sinti, Menschen, die von den anderen Zigeuner genannt werden. Mindestens 10 bis 12 Millionen sind es in ganz Europa. Allerdings besitzen sie keinen eigenen Staat. Sie leben verstreut in großen Städten, in kleinen Dörfern und Siedlungen in ganz Europa.
In Mazedonien, aber auch in Serbien und Bosnien-Herzegowina, stehen Roma auf der untersten Stufe der Gesellschaft. Alleine 70 % der Roma in Mazedonien sind arbeitslos. Und auch im Bildungssystem werden Roma ausgeschlossen. 74 % besuchen eine Grundschule, nur 24 % eine weiterführende Schule. Roma leben meist abgelegen von den Siedlungsgebieten der restlichen Bevölkerung und das unter sehr erbärmlichen Umständen. Ebenfalls stellt der Zugang zum Gesundheits- und Sozialsystem ein Problem dar. Roma können sich Medikamente und ärztliche Unterstützung häufig gar nicht leisten. Zudem werden Roma auch immer wieder Opfer von Gewalt. Die Roma stellen sowohl in der Volkszugehörigkeit als auch ihrer Religionszugehörigkeit eine Minderheit dar. Unter der politischen Situation haben die Roma als am meisten diskriminierte Minderheit in Mazedonien am Stärksten zu leiden. Die Diskriminierung der Roma stellt allerdings auch in gesamt Europa ein Problem dar.
In Kriva Palanka, einer nordöstlichen Stadt Mazedoniens, leben ca. 15000 Einwohner. Die Bevölkerungsgruppen bestehen hier in der Mehrheit aus Mazedonier und anderen Minderheiten. In dieser Stadt engagieren sich Vereine wie der futuRoma e.V. in dem dortigen Romaviertel seit einigen Jahren beispielsweise mit der Verteilung von Hilfsgütern, dem Bau von Wasserstellen und Brücken.
Amaro Kher in Kriva Palanka e.V. ist ein Förderverein, der für ein gemeinsames Projekt in Mazedonien ins Leben gerufen wurde. Ein Projekt, das von Mitgliedern der drei gemeinnützigen Vereine Casa Creciente e.V., futuRoma e.V., und INTEResse e.V. als langfristige Kooperation initiiert wurde. Alle drei Vereine sowie einzelne Mitglieder der Vereine sind Mitglieder bei Amaro Kher. Menschen, die sich ganz unabhängig von den drei Mitgliedsvereinen speziell für das Projekt engagieren.
Damit die Roma langfristig nicht von Hilfeleistungen aus Deutschland abhängig sind und die Möglichkeit haben Probleme wie Diskriminierung und Arbeitslosigkeit selbstständig zu lösen, wurde 2013 mit Hilfe von freiwilligen Deutschen zusammen mit den Roma ein Gemeinschaftshaus erbaut und auch heute noch wird dies weiter ausgebaut. Dort können die Roma sich beraten, organisieren, und weiterbilden. Der Förderverein und auch die Roma in Kriva Palanka wollen beweisen, dass die Armut nicht selbst verschuldet ist und nur durch Engagement und Unterstützungsarbeit ein Ausweg aus der Armut möglich ist.
Amaro Kher bietet den in Kriva Palanka lebenden Menschen einen Platz, um ihre Gemeinschaft zu organisieren, sich zu beraten und sinnvoll die Freizeit der Kinder und Jugendlichen gestalten zu können. Mit Musik-, Schauspiel- und Kunst-Workshops soll zudem aus dem Gemeinschaftshaus ein Haus der Kultur werden.
In den Räumen des Gemeinschaftshauses befindet sich eine Manufaktur. Diese besteht bisher aus einer Näherei und einer Stickerei. In der Nähwerkstatt werden von den Roma Produkte gefertigt, die vom Förderverein in Deutschland verkauft werden. Durch Recycling von Stoff- und Wollresten entstehen Lavendel-Säckchen, Taschen, Wollsocken und andere Produkte.
Die Näher- und Strickerinnen dieser Unikate erleben, dass trotz insgesamt widriger Lebensverhältnisse Perspektiven entstehen können, die sich in kleinen Beiträgen zum Lebensunterhalt zeigen. Die Idee hinter der AmaroKher Manufaktur sei das Erleben sinnvollen eigenen Tuns, das auch von anderen wertgeschätzt und belohnt werde.
Mit jedem verkauften Stück erhält der Förderverein die Möglichkeit, die Werkstatt weiter auszubauen, die Nähmaschinen funktionsfähig zu halten, die Arbeit zu erleichtern und zu professionalisieren. Mit steigender Produktion werden die fleißigen Näherinnen auch noch fortgeschrittener in ihrer „Nähkunst“. Für Viele ist es das erste Mal, dass sie mit einer Nähmaschine arbeiten. Weitere Produkte aus leeren Tetra-Packs, Plastik-Flaschen und Holz sind in Planung.
Die gemeinsame Vision des Fördervereins: „Mit den Roma gemeinsam an dem Ort bauen, der Lebensperspektiven eröffnen und nachhaltig sichern will!“
Wenn Du das Projekt bei der Umsetzung unterstützen willst, freut sich der Förderverein über eine Spende. Jede noch so kleine Spende wirkt sich aus und kommt direkt beim Projekt an. Infos findest du unter http://www.amarokher.org/
Bildnachweis: Die in diesem Beitrag verwendeten Fotos wurden vom Amaro Kher in Kriva Palanka e.V. zur Verfügung gestellt.